Gesundheit: Konventionelle Kosmetik vs. Naturkosmetik
Ist Naturkosmetik gesünder als konventionelle Kosmetik? Unsere Frage des Monats liefert die Antwort.
Verbraucherinnen und Verbraucher schätzen die Natürlichkeit von Produkten. Das gilt vor allem für Kosmetika. Doch geht es dabei nur um ein gutes Gefühl oder tatsächlich um die Entscheidung für ein gesünderes Produkt?
Die Shampoos schäumen kaum, es gibt keine Sonnencremes mit Lichtschutzfaktor über 20 und Haarsprays lassen sich nicht fein versprühen: Diese Stereotype über Naturkosmetik sind inzwischen überholt, denn Naturkosmetik ist im Mainstream angekommen, der Anteil an Naturkosmetik am Gesamtmarkt wächst. „Green Glamour“ ist also schon lange keine Ökonische mehr. Doch wie schneiden die Produkte beim Thema Gesundheit im Vergleich zu ihren konventionellen Pendants ab?
Gesundheit und Kosmetik
Kosmetikprodukte können unseren Gesundheitszustand gefährden, wenn beispielsweise Allergien ausgelöst oder hormonell wirksame Inhaltsstoffe verwendet werden. Der Griff zu Naturkosmetik ist dabei grundsätzlich keine Garantie für mehr Gesundheit, da der Begriff der Naturkosmetik weder klar definiert noch gesetzlich geregelt ist. Hilfe bieten hier zwei Siegel und ihre Definitionen des Begriffs Naturkosmetik. Das Siegel des Bundesverbands Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen (BDIH) und das NATRUE-Siegel. Sie garantieren, dass ein durch sie zertifiziertes „Naturkosmetik“-Produkt nur Rohstoffe natürlichen und nicht etwa synthetischen Ursprungs enthält. Neben diesem Begriff gibt es im Einzelhandel noch den Begriff der „naturnahen“ Kosmetikprodukte, diese entsprechen jedoch weder dem BDIH- noch dem NaTrue-Siegel und können diese Garantie daher nicht liefern.
Allergien
Allergien können durch die Inhaltsstoffe von konventioneller Kosmetik und Naturkosmetik gleichermaßen ausgelöst werden – beispielsweise durch Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe. Natürliche Duftstoffe sind im Allgemeinen nicht weniger allergieauslösend als synthetisch hergestellte. Die Risiken, die sich aus Farb- und Konservierungsstoffen ergeben, können Verbraucherinnen und Verbraucher umgehen, indem sie auf Naturkosmetiksiegel wie das des BDIH oder NaTrue achten. Produkte, die diese Siegel tragen, dürfen keine synthetischen Farbstoffe und nur eine Auswahl an unbedenklichen Konservierungsmitteln verwenden.
Hormonelle Inhaltsstoffe
Hormonell wirksame Inhaltsstoffe wirken im Körper wie natürliche Hormone. Dabei gilt: Einzelne Kosmetikprodukte machen uns nicht krank, die Summe der Belastung durch die Vielzahl von verschiedenen Quellen hingegen schon. Die Umweltschutzorganisation BUND hat 2013 und 2014 die Inhaltsstoffe tausender Pflege- und Kosmetikprodukte darauf hin ausgewertet, ob sie hormonell wirksame Stoffe enthalten. Insbesondere Butyl- und Propylparabene tauchen in konventioneller Kosmetik auf, für die das Institut für Risikobewertung strengere Grenzwerte vorschlägt. Keine der Stoffe fanden die Expertinnen und Experten des BUND in Naturkosmetik mit den Siegeln von NaTrue und BDIH. Verbraucherinnen und Verbraucher können sich bei Naturkosmetika mit diesen Siegeln also eher darauf verlassen, dass keine hormonell wirksamen Inhaltsstoffe enthalten sind.
Verwendung von Silioxanen und Mikroplastik
Siloxane sind in der Öffentlichkeit als Silikone bekannt und sollen nach dem ersten Auftragen von Cremes und Shampoos ein geschmeidiges Gefühl von Haut und Haar hervorrufen. Doch einige Silikone werden als Gefahrstoff eingestuft – sie sind schwer abbaubar und können vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Naturkosmetik mit BDIH- oder Natrue-Siegel verzichten auf Silikone, weshalb sie in diesem Punkt als gesünder zu bewerten sind.
Mikroplastik sind Plastik-Partikel, die fünf Millimeter und kleiner sind und in fester oder gelöster Form eingesetzt werden. In konventionellen Kosmetikprodukten wurden sie früher als Schleifmittel, beispielsweise in Zahncremes zur Zahnreinigung und inzwischen hauptsächlich zur Trübung eingesetzt. Bei festen Kunststoffpartikeln werden laut Umweltbundesamt gesundheitliche Beeinträchtigungen wie z.B. Schäden des Magen-Darm-Traktes befürchtet. Zertifizierte Naturkosmetik verzichtet zumindest auf erdölbasierte Kunststoffe. Dieser Verzicht bedeutet aber nicht automatisch auch den Verzicht auf Mikroplastik in Form von biobasierten Polymeren oder gelösten Polymeren. Für Verbraucherinnen und Verbraucher bleibt es grundsätzlich schwierig, Mikroplastik und andere schwer abbaubare Inhaltsstoffe in Produkten zu erkennen. Die folgende Übersicht soll helfen.
Mikroplastik erkennt man anhand der folgenden Kürzel in der Inhaltsstoff-Angabe:
- Acrylate Copolymer (AC)
- Acrylate Crosspolymer (ACS)
- Dimethiconol
- Methicone
- Polyamide (PA, Nylon)
- Polyacrylate (PA)
- Polymethylmetacrylate (PMMA)
- Polyquaternium (PQ)
- Polyethylene (PE)
- Polyethyleneglycol (PEG)
- Polyethyleneterephtalate (PET)
- Polypropylene (PP)
- Polypropyleneglycol (PPG)
- Polystyrene (PS)
- Polyurethane (PUR)
- Siloxane
Fazit: Geringere Risiken – aber keine Garantie für vollständiges Wohlbefinden
Wer gesund leben möchte, sollte die Inhaltsstoffe von Kosmetika genau prüfen. Das geht beispielsweise mit der App „ToxFox“, die vom BUND herausgegeben wird. Vor allem ungewünschte Nebenwirkungen lassen sich durch gezielten Verzicht auf entsprechend risikobehaftete Produkte reduzieren. Auch wenn es keine einheitliche Regulierung für Naturkosmetika gibt – wer auf qualifizierte Naturkosmetika mit BDIH- oder NaTrue-Siegel setzt, umgeht eine Reihe von Risiken. Der entscheidende Vorteil der Siegel ist, dass eine Reihe von umstrittenen Stoffen in Naturkosmetika verboten sind. Dazu werden die natürlichen Inhaltsstoffe meist unter Bio-Standards angebaut, was definitiv besser für die Umwelt ist. Eine Garantie auf mehr Gesundheit und den Ausschluss von Allergien können aber auch Naturkosmetika nicht bieten. Hier gilt es körpereigene Signale und Symptome wahrzunehmen und gegebenenfalls das Produkt zu wechseln.