Teil des Systems
Ein Gastbeitrag von Inga Thao My Bui
Inga Thao My Bui ist Klimaaktivistin, Poetry Slammerin und studiert Bildung – Nachhaltigkeit – Transformation. Seit 2019 ist sie bei Students for Future aktiv und engagiert sich für eine sozial-ökologische Transformation. Mit ihren Gedichten möchte sie Emotionen wecken und so einen anderen Zugang zu Menschen finden.
Ein Korb, ein Wunsch, ein Mittagessen Fast hätte ich es noch vergessen Ein Schokoriegel Fair Trade mit Siegel Avocado und Mango Aus dem Land, wo man Tango Tanzt und lebt Wo der Mensch leckere Früchte sät. Und regional vom besten Hof Kriegst du Milch, die dich groß Und stark macht. Saisonale Gurken in Plastik verpackt Das Hack- Fleisch aus Seitan. Jetzt halt mal die Zeit an. Entscheidungen im Supermarkt Eine Prüfung, die wirklich niemand mag Weil man denkt, dass man selbst die Note schreibt Und die Verantwortung bei einem selber bleibt. Klar, ist das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage Denn wenn ich als Konsumentin sage Dass ich das mehr mag als jenes Dann werde ich Einfluss nehmen, doch wir verdrehen es. Ja, wir brauchen ein Bewusstsein Aber nicht nur eins, das nur den Anschein Und Symptome bekämpft Sondern die Probleme auch mit ihren Wurzeln denkt. Auf dem Markt gibt es alles, was dein Herz auch begehrt Und alles so günstig, weil sich niemand drum schert Ob irgendwas faul ist oder jemand beraubt wird Denn jeder machts Maul auf und sagt friss oder stirb. Aus Mensch wurde Tier, Und jetzt sitzen wir hier Auf sehr dünnem Eis Doch wir drehen uns weiter im Kreis. Alles verschwimmt im Überfluss Wir ersticken darin, kriegen keine Luft. Haben keine Zeit, uns davon zu befreien Und zu stolz ist der Mensch, um nach Hilfe zu schreien. Denn wir müssten es uns eingestehen Dass wir schon lang nicht mehr klar sehen Dass wir geblendet sind vom Glanz der Gier Und so der Mensch noch viel schlimmer ist als das Tier. Denn Tiere leben im Einklang der Natur Zwischen ihnen und der Erde herrscht ein beständiger Schwur Sodass das Gleichgewicht nicht ins Wanken gerät Und so ein unendliches Leben auf diesem Planeten besteht. Wir sind meilenweit davon entfernt Haben es über Jahrhunderte verlernt Es ist ein Geben und Nehmen Doch wir leben und schämen Uns nicht im Geringsten dafür Was andere Lebewesen spüren mussten Obwohl wir von ihrem Leid schon längst wussten. Ein System, das besagt, die Erde sei nichts wert Ist meiner Meinung nach schon von Grund auf verkehrt Das System, in dem wir sind, in dem wir atmen und auch leben, Besteht aus vielen kleinen Teilchen und aus allen Lebewesen Ja, wir sind ein Teil des Systems Und ein Grund des Problems Ist, dass wir‘s nicht verstehen. Wir brauchen eine Wirtschaft, die auf Bedürfnisse hört Und nicht die Grundlage allen Lebens zerstört. Wir brauchen einen Rahmen in Form von Gesetzen Um das zu bewahren, was wir alle so schätzen. Wir brauchen Menschen, die etwas bewirken In ihren Räumen, in ihren Bezirken Wir brauchen vor allem ein neues Verständnis Und ich nehme zur Kenntnis Das sich schon was tut Und jeder Anfang ist an sich ja schon gut. Doch leider ist das noch nicht genug.
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