Das Deutschlandticket – eine Revolution für den Öffentlichen Nahverkehr
Ein Gastbeitrag von Alexander Kaas Elias vom Verkehrsclub Deutschland e.V.
Alexander Kaas Elias ist Sprecher für Bahn, ÖPNV und Multimodalität beim VCD-Bundesverband. Zuvor war er im Bundestag im Bereich Verkehr und zwischenzeitlich Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin.
Mit einem Ticket von Garmisch-Patenkirchen bis Flensburg und von Aachen bis Görlitz alle Busse und Bahnen des Öffentlichen Personennah- (ÖPNV) und des Regionalverkehrs nutzen: das ist ab dem 01. Mai 2023 möglich. Ein Ticket für alle – das ist ein Riesenschritt für die einfachere Nutzung von Bus und Bahn. Besonders Fahrgäste, die regelmäßig die Grenzen ihres Verkehrsverbundes oder -betriebs überqueren, müssen sich dann keine Gedanken mehr machen, ob ihr Ticket noch bis an ihr Ziel gilt. Daher ist das Deutschlandticket ein Erfolg und beendet die „Kleinstaaterei“ der Verkehrsverbünde. Das Ticket kann bei jedem Verkehrsverbund oder -betrieb erworben werden. Was hierbei zu beachten ist und welche Besonderheiten es auf regionaler Ebene gibt, können Sie in unserem FAQ zum Deutschlandticket nachlesen: https://www.vcd.org/artikel/faq-deutschlandticket.
Offene Fragen
Das Deutschlandticket hätte es ohne das Neun-Euro-Ticket nicht gegeben. Denn der Erfolg des Vorgängers hat bei vielen den Wunsch geweckt, Bus und Bahn auch in Zukunft unkompliziert und bundesweit zu nutzen. Dafür mussten Bund und Länder im Vorfeld klären, welche Kosten sie jeweils übernehmen. Sie einigten sich schließlich darauf, die Kosten zu teilen. Einige Fragen bleiben jedoch offen: Wie sieht es bei Sozial-, Jugend- und Semestertickets bundesweit aus? Letzteres ist beispielsweise bis heute ungeklärt, obwohl sich die Verkehrsminister*innenkonferenz Ende März 2023 darauf geeinigt hat, das Deutschlandticket in das Semesterticket zu integrieren. Hier findet sich hoffentlich rasch eine Lösung, damit auch Studierenden die Vorteile des Deutschlandtickets nutzen können, ohne es zusätzlich zum Semesterticket erwerben zu müssen. Gleiches sollte auch für Jugend- und Sozialtickets gelten, wenn sie günstiger als das Deutschlandticket sind. Eine bundesweit einheitliche Lösung würde das neue Ticket sinnvoll ergänzen.
Jetzt nicht stehen bleiben
Das Deutschlandticket verbessert klimafreundliche Mobilität für viele Menschen. Gerade deshalb darf das Bus- und Bahnangebot nicht weiter gekürzt werden, sondern muss im Sinne einer Mobilitätsgarantie für ländliche Regionen weiter ausgebaut werden. Denn das Deutschlandticket nützt wenig, wenn das bestehende Mobilitätsangebot nicht den Bedarf deckt. Deshalb müssen das Bundesfinanz- und –verkehrsministerium die im Koalitionsvertrag vereinbarte Erhöhung der Regionalisierungsmittel für den Personenregionalverkehr einhalten, um das Angebot weiter auszubauen. Nur so wird das Deutschlandticket auch dort attraktiv, wo bisher wenige Busse und Bahnen fahren, kann Verkehrsadern entlasten und zum Klimaschutz beitragen.
Zum Thema:
Gastbeitrag von Ulrike Saade „Das Deutschlandticket – die Chance für eine Verkehrswende?“