Der Fleischersatz-Boom
Fleischersatz ist so gefragt wie noch nie. Immer mehr Produkte aus verschiedenen Grundstoffen füllen die Regale im Supermarkt. Aber wie nachhaltig und gesund sind diese Angebote? Sind sie eine empfehlenswerte Alternative zu Fleisch?
Sowohl die Nachfrage als auch das Angebot von Alternativen zu Fleisch sind in den letzten Jahren enorm gestiegen. Experten sagen Fleischersatzprodukten weltweit ein jährliches Wachstum von 20 bis 30 Prozent voraus. Vegetarische, vegane und flexitarische Ernährungsweisen liegen im Trend und finden immer mehr langfristige Anhängerinnen und Anhänger.
Was spricht gegen Fleisch?
Viele Menschen in Deutschland essen zu viel und zu oft Fleisch – mit negativen Folgen fürs Klima. So verbraucht Nutztierhaltung viele Ressourcen, denn für die Produktion von Futter benötigen Produzenten große Flächen, viel Wasser und Energie. Im Zusammenhang mit der Futtermittelproduktion steht auch die Zerstörung des Regenwaldes, da Produzenten die durch Rodung gewonnenen Flächen nutzen um Futterpflanzen wie Soja anzubauen. Alternative, pflanzliche Proteinquellen benötigen weniger Ressourcen. Auf die Gesundheit kann sich ein hoher Fleischkonsum ebenfalls negativ auswirken: Rotes Fleisch wurde von der Weltgesundheitsorganisation als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Der durchschnittliche Fleischkonsum in Deutschland liegt außerdem über der empfohlenen Menge der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Generell empfiehlt das Umweltbundesamt den Deutschen, die Menge an Fleisch für Gesundheit und Klima um die Hälfte zu reduzieren.
Welche Alternativen gibt es?
Es gibt eine Vielzahl von neuen Alternativen zu Fleisch, die eine gute Quelle pflanzlichen Proteins sind – ob Seitan, fermentierter Pilzmyzel, Soja oder Erbsenprotein. Seitan, das aus Weizengluten besteht, ist besonders beliebt. Man kann das isolierte Weizengluten fertig kaufen oder Seitan aus herkömmlichem Mehl selber machen. Indem man Mehl knetet, ruhen lässt, die Stärke vom Gluten abwäscht und dann würzt und kocht. Produkte aus Erbsenprotein sind auch sehr gefragt, da sie viel Protein enthalten und die Textur von echtem Fleisch gut imitieren.
Wie nachhaltig sind die Alternativen
Wie nachhaltig ein Fleischersatzprodukt ist, hängt vom Basisstoff ab, aus dem das Produkt gemacht ist. Beim Anbau von Soja entstehen im Vergleich zu Hähnchenfleisch rund ein Drittel weniger C02-Emissionen. Die meisten der Emissionen, die im Zusammenhang mit Soja entstehen, sind dabei nicht auf den Anbau, sondern auf den Transport zurückzuführen. Insgesamt schneiden Sojaprodukte in puncto C02-Emissionen besser ab als Seitan oder Produkte aus Pilzmyzel. Häufig hört man, dass Sojaprodukte in Europa wie Tofu und Sojamilch für die Rodung des Regenwaldes verantwortlich sind, um Flächen für den Anbau zu schaffen. Aber Produkte aus Soja in Europa bestehen in den meisten Fällen aus Soja, der in Europa angebaut wird. Rund 70 bis 80 Prozent der weltweit angebauten Sojabohnen, landen als Schrot in Tiertrögen. Deswegen sind Produkte aus Soja immer noch nachhaltig. Verglichen mit Fleisch belasten die verschiedenen pflanzlichen Eiweißquellen, egal aus welchem Grundstoff sie bestehen, Böden und Grundwasser auch deutlich weniger. Sie punkten nicht nur bei der C02-Bilanz, sondern auch durch einen umweltschonenderen Anbau. Ein weiterer Vorteil von pflanzlichen Alternativen ist, dass es deutlich wassersparender ist als herkömmliche Tierhaltung.
Kritik an Fleischalternativen
Die neuen Fleischalternativen sind häufig stark verarbeitet. Ökotest hat neben veganem Hackfleisch auch vegane Burger mehrerer Anbieter getestet und herausgefunden, dass viele der Produkte Mineralöl enthalten. Gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe reichern sich im menschlichen Fettgewebe und in der Leber an. Bisher ist noch nicht geklärt, welche Konsequenzen Mineralölablagerungen für den menschlichen Körper haben. In die Nahrung gelangt das Mineralöl durch die Verunreinigung von Kokosöl, das in vielen Fleischersatzprodukten enthalten ist. Zusätzlich zu Mineralöl enthalten pflanzliche verarbeitete Produkte häufig sehr viel Salz. Zu viel Salz in der Ernährung ist ungesund, weil es langfristig Bluthochdruck fördert.
Die Bilanz der Fleischalternativen
Betrachtet man die Auswirkung auf Klima und Umwelt, schneiden pflanzliche Proteinquellen deutlich besser ab als Fleisch. Das liegt vor allem daran, dass Menschen die pflanzlichen Produkte direkt essen, also die Kalorien durch die Pflanzen ohne Umwege aufnehmen. Dadurch entfällt die Umwandlung pflanzlicher Futtermittel, wie zum Beispiel Soja, in tierisches Fleisch. Der Verzicht auf diesen Zwischenschritt spart Wasser und Landflächen und ist deshalb vorteilhaft für Umwelt und Klima. Für umweltbewusste Verbraucherinnen und Verbraucher sind pflanzliche Proteinquellen also weiterhin interessant. Generell gilt, dass stark verarbeitete Produkte häufig ungesünder sind als weniger verarbeitete. Deshalb können Verbraucherinnen und Verbraucher weniger stark verarbeitete Alternativen wie Tofu, Sojaschnetz und selbstgemachten Seitan ohne schlechtes Gewissen häufiger essen.