Garantieren Holzsiegel, dass kein Tropenholz aus dem Regenwald gekauft wird?
Viele Verbraucherinnen und Verbraucher achten beim Kauf von Holzprodukten auf Siegel. FSC, PEFC und Co. stehen grundsätzlich für mehr Nachhaltigkeit in der Holzwirtschaft. Können sie auch garantieren, dass zertifizierte Produkte kein illegales Tropenholz enthalten?
Wer Tropenholz hört, denkt sofort an illegal gerodete Regenwälder. Bei Holz aus (sub-)tropischen Gebieten muss das dem Thünen-Institut zufolge aber nicht zwingend der Fall sein. Denn: Auch Tropenwälder können nachhaltig bewirtschaftet werden. Aber ist es nicht besser für den Regenwald, ihn nicht zu bewirtschaften? Die Natur in Ruhe zu lassen wäre natürlich ideal. Gefördert werden Projekte für eine nachhaltigere Holzwirtschaft in den Tropen aber deshalb, weil sie das Potenzial bergen, illegale Abholzungen zu verringern. Wenn die Wirtschaft und damit die Menschen vor Ort auch mit nachhaltigem Tropenholz Geld verdienen, kann dies den Wald vor illegalen Rodungen schützen.
Holzsiegel bieten Orientierung, sind aber nicht unumstritten
Kann man also Tropenholz mit gutem Gewissen kaufen, wenn es ein Siegel trägt? Diese Frage wird heiß diskutiert. Die Zertifizierungssysteme stellen unterschiedlich strenge Anforderungen an die Holzgewinnung und werden teilweise von Umweltverbänden sowie auch in den Medien kritisiert. Das zeigt unsere Siegel-Übersicht:
- Das Siegel des Forest Stewardship Council (FSC) kennzeichnet Produkte, die aus einer nachhaltigen Holzwirtschaft stammen. In der internationalen Organisation arbeiten Umweltverbände, die Holzindustrie und Waldbesitzer erfolgreich zusammen: Weltweit wurden bereits mehr als 200 Millionen Hektar Wald vom FSC zertifiziert (FSC, 2019). Forstbetriebe mit FSC-Siegel müssen bei der Produktion eine Reihe von Mindeststandards einhalten. So dürfen beispielsweise keine Wälder kahlgeschlagen oder Landnutzungsrechte missachtet werden. Das FSC-Label ist international anerkannt, steht aber auch immer wieder in der Kritik: So zeigt etwa eine ARD-Dokumentation über die Ausbeutung der Regen- und Urwälder, dass es Firmen gibt, die das Siegel tragen und trotzdem illegale Rodungen betreiben. Zudem ist der Umweltverband Greenpeace 2018 aus dem Council ausgetreten – aus grundsätzlichem Protest gegen die industrielle Bewirtschaftung von intakten Urwäldern (Greenpeace, 2018).
- Das PEFC-Siegel (Pan-European Forest Certification) erfreut sich vor allem in Europa großer Beliebtheit. Allein in Deutschland sind rund 7,3 Millionen Hektar Fläche PEFC-zertifiziert (PEFC, 2019). Das Siegel soll garantieren, dass das verwendete Holz hauptsächlich aus Wäldern stammt, die nachhaltig bewirtschaftet werden. Große Umweltverbände wie BUND, NABU und Greenpeace kritisieren allerdings, dass die inhaltlichen Kriterien des Siegels hinter denen des FSC zurückfallen (BUND, 2019). Zudem würden regelmäßige unabhängige Kontrollen fehlen (Greenpeace, 2018). Auch das Umweltbundesamt bemängelt das Zertifizierungssystem des PEFC: Auf Basis einer Selbstauskunft würden teilweise ganze Waldregionen pauschal bewertet (UBA, 2019).
- Gut zu wissen: Neben den international bekannten Labels von FSC und PEFC ist in Deutschland auch das Naturland-Siegel etabliert. Dieses wird allerdings nicht für Holz aus tropischen Gebieten vergeben. Naturland steht für eine ökologische und gesundheitsverträgliche Produktion – und stellt im Vergleich die strengsten Anforderungen. Um das Label zu erhalten, müssen Forst- und Verarbeitungsbetriebe einen ausführlichen Kriterienkatalog erfüllen.
Besser ein Siegel als kein Siegel
Trotz bestehender Kritik ist bei Produkten mit einem Holzsiegel das Risiko grundsätzlich geringer, dass Sie Tropenholz aus illegalem Einschlag enthalten. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten also durchaus auf zertifizierte Produkte achten.
Wie kann man ganz auf Tropenholz verzichten?
Tropenhölzer erkennen Sie meist an ihren exotischen Namen wie Akazie, Mahagoni, Meranti, Teak und Wenge. Auch Bezeichnungen wie Edelholz, Hartholz, Echtholz und Plantagenholz deuten auf eine tropische Herkunft hin. Wer vollkommen auf Tropenholz verzichten möchte, kann auf Produkte aus heimischen Hölzern wie zum Beispiel Lärche Robinie oder Fichte zurückgreifen. Mit Leinöl imprägniert bieten diese eine gute Alternative.
(Erstellt durch: Rat für Nachhaltige Entwicklung)