Wie können Spiele unser Umweltbewusstsein fördern?
Ein Gastbeitrag von Antonia Bartning, Co-Inhaberin bei systainchange GbR.
Spielen ist uns in die Wiege gelegt – oder, wie der Spielhistoriker schrieb: „Spielen ist älter als Kultur.“ (Huizinga, 2013). Wenn wir kleine Kinder beobachten, wird schnell klar, dass Lernen und Bewusstseinsbildung spielerisch stattfinden: „Spielen ist Leben lernen“ (Knecht, 2008). Während Spielen im Zentrum der kindlichen Betätigung steht, spielte es in der Erwachsenenbildung lange Zeit eine untergeordnete Rolle. Kinder lernen, indem sie spielen. Zunehmend wird das Potenzial von Spielen für den Wissens- und Kompetenzerwerb auch in der Jugend- und Erwachsenenbildung erkannt. In der Freizeit hingegen steht der Unterhaltungswert von Spielen meistens im Vordergrund. Dabei gibt es erhebliches Potenzial, durch geschickte Themenauswahl und -gestaltung mit Hilfe unterhaltsamer Umweltspiele auch in der Freizeit das Umweltbewusstsein zu stärken.
Der Bedarf an einem gesteigerten Umwelt- und Klimabewusstsein ist immens. Wenn wir die ambitionierten Ziele zum Klima- und Umweltschutz erreichen wollen, brauchen wir neue Narrative (Erzählungen), die das Umweltbewusstsein stärken und uns zu intrinsischer Motivation verhelfen.
Hierzu können Spiele beitragen. Als unterhaltsames Medium in Bildung und Freizeit können auf angenehme Weise Themen des Umweltschutzes vermittelt werden. Verhaltensweisen und Problemlösungen können in Spielen getestet und trainiert werden – ohne direkt reale Konsequenzen zu verursachen, können diese auf vielfältige Weise erlebbar werden. Das lässt sich gut im Kreislauf des erfahrungsbasierten Lernens darstellen:
Es wird eine Erfahrung gemacht. Darauf folgen die Reflexion und die Verallgemeinerung der Erkenntnisse. Diese werden angewendet und somit überprüft. Daraus resultiert eine neue Erfahrung. Solch ein Prozess kann vollständig oder in Teilen in einem Spiel durchlaufen werden.
Es lässt sich ein steigendes Angebot an Spielen mit Umweltbezug beobachten. Dennoch ist es bisher ein Nischenthema. Auf Publikumsmessen wie der SPIEL’23 in Essen wird jedoch deutlich, dass zunehmend auch große Verlage ihre Spiele einem Umwelt- oder Naturthema widmen. Inwieweit lediglich das Spielen eines Gesellschaftsspiels das Umweltbewusstsein stärkt, hängt nicht nur stark vom ausgewählten Spiel ab, sondern auch von den ergänzenden Lebenserfahrungen, die die Spielteilnehmenden in der realen Umwelt bzw. Natur machen. Neben Gesellschaftsspielen können Spiele in der Umwelt, z. B. Müllsammel-, Entdecker- oder Naturratespiele zu einer unmittelbaren Natur- und Umweltbewusstseinsstärkung beitragen.
Ein Spiel mit der Zielsetzung der Steigerung des Umweltbewusstseins muss also gut zur Zielgruppe, dem Erfahrungshorizont und dem Rahmen, in dem das Spiel gespielt wird, passen.
Quellen
Huizinga, Johan (2013): Homo ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel. 23. Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt (Rowohlts Enzyklopädie, 55435).
Knecht, Gerhard (2008): Spielen gestern – heute – morgen. Rückblick und Ausblick auf die Spielpädagogik der Zukunft. In: Jahrbuch Kulturpädagogik der Akademie Remscheid 2008, Bd. 2008, S. 68–73.
Fotograf Titelbild: Kristoffer Schwetje
Zum Thema:
Frage des Monats „Was hat Spielen mit Nachhaltigkeit zu tun?“