Geschichten sind nachhaltig
Ein Gastbeitrag von Odile Néri-Kaiser
Odile Néri-Kaiser ist Canteuse und seit 2000 Geschichtenerzählerin in Deutschland. In ihrem Gastbeitrag zum Thema Minimalismus hat sie sich dem Thema künstlerisch genähert. Ihre Geschichte „Die Schüssel mit Wasser“ betrachtet Minimalismus als metaphorisch. Sie erzählt uns außerdem wie Natur und Geschichten zusammenhängen.
Geschichten brauchen keine teure oder aufwendige Ausstattung, um erzählt zu werden. Man kann sie überall, an den gewöhnlichen wie an den ungewöhnlichsten Orten erleben. Im Wohnzimmer oder auf dem Marktplatz, in der Schlange oder auf der Bühne, im Park oder an der Bushaltestelle, beim Elternabend oder bei einem Vortrag. Man kann sie sowohl am Tag als auch in der Nacht erzählen. Von Mund zum Ohr gesprochen folgt auf eine Geschichte sofort die nächste, so zirkulieren sie und werden dadurch sogar mehr, gehen niemals aus.
Bei Geschichten wie bei der Biodiversität ist auch Vielfalt angesagt. Es gibt ganz viele Geschichten, die den fruchtbaren Boden für ein gutes Miteinander bilden. Biografische Geschichten von Menschen, die sich für die Nachhaltigkeit beispielhaft einsetzen sind besonders ansteckend!
Traditionelle Geschichten der Völker sprechen von Zeiten, in denen Menschen im Einklang mit der Natur und ihren Gesetzten lebten: Genügsamkeit war notwendig und hoch angesehen, während Gier (Habgier, Machtgier) und Verschwendung als Ursache für alles Übel ist. Geschichten von gestern kann man heute wieder verwenden: durch ihre bildhafte Sprache sprechen sie uns auf ganzheitliche Weise an und prägen uns dauerhaft. Man kann sie beim Weitererzählen recyceln oder sogar neu erfinden oder auch zusammenflicken. Am besten zusammen in der Gruppe! In der Tat brauchen wir auch, dass unsere Zukunftswünsche und Träume ausgetauscht werden, um gemeinsam schneller und besser zu wachsen.
Odile Néri-Kaiser und Annette Hartman – Ars narrandi e.V…wenn Worte wandern…
Gemeinnütziger Verein für die Unterstützung und Verbreitung des mündlichen Erzählens