Greenwashing und die Folgen von grünem Marketing
Grünes Marketing lässt viele Produkte und Dienstleistungen umwelt- und klimaschonender wirken als sie sind. Was müssen Verbraucherinnen und Verbraucher über Greenwashing wissen?
Was ist eigentlich Greenwashing? Ins Deutsche übersetzt heißt Greenwashing: Grünwaschen. Es ist eine beliebte Marketingstrategie vieler Firmen um Produkte und Dienstleistung umwelt- und klimafreundlicher erscheinen zu lassen. Vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern sind die Klimafreundlichkeit und Umweltbilanz der Unternehmen zunehmend wichtig. Heute finden 65 Prozent der Verbraucherinnen und Verbrauchern Umwelt- und Klimaschutz wichtig, gegenüber 52 Prozent in 2016. Mit dem steigenden Bewusstsein wächst der Markt für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen – aber auch für Produkte, die nur nachhaltig und klimafreundlich wirken. Und weil sie auch bereit sind, mehr Geld für nachhaltige, umwelt- und klimaschonende Produkte auszugeben, nutzen Hersteller dies, um das Umweltbewusstsein der Menschen zu missbrauchen. Damit täuschen sie Verbraucherinnen und Verbraucher, denn sie bezahlen für etwas, das sie nicht bekommen.
Grüne Bild- und Verpackungssprache
Teil dieser neuen Strategie ist eine besondere Bildsprache in der Werbung und auf Verpackungen. Häufig sind Windräder, Blumen, Bäume, Wälder, Wolken oder Sonnen abgebildet, die Verbraucherinnen und Verbrauchern suggerieren, dass die Produkte natürlich und klimafreundlich sind. Das gilt auch für braune oder natürlich aussehende Verpackungen. Auch wenn tatsächlich Naturmaterialien in der Herstellung zum Einsatz kommen, sind Produkte nicht automatisch umweltfreundlich. Ein Beispiel: Produkte aus Bambus, die mithilfe von Kunstoffen gebunden sind, um aus ihnen ein wasserfestes Material zu machen. So gelten zum Bespiel Bambusbecher als nachhaltige Alternative zu Einwegkaffeebechern. Allerdings sind die Kunststoffe, mit denen der Bambus verarbeitet wird, häufig giftig. Außerdem verhindern die Kunststoffe, dass die Endprodukte biologisch abbaubar sind oder man sie recyclen kann.
Greenwashing in der Kleidungsindustrie
Greenwashing findet besonders häufig in der Kleidungsindustrie statt. Dort entstehen immer häufiger Modelinien mit vermeintlich umweltfreundlicheren oder recycelten Stoffen. Die Stoffe bestehen manchmal allerdings nur zu einem kleinen Anteil aus dem nachhaltigen Material. Die entsprechende Werbung suggeriert trotzdem umfassende Nachhaltigkeit. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist es deshalb wichtig, auf die Transparenz von Herstellern zu achten, wenn sie besonders nachhaltig einkaufen möchten. Nachhaltig im umfassenden Sinn ist Kleidung übrigens erst dann, wenn Hersteller sie auch fair produzieren. Das heißt, die Mitarbeiter entlang der Lieferkette bekommen eine gerechte Bezahlung unter sicheren Arbeitsbedingungen.
Siegel prüfen
Ein anderes neues Phänomen, das mit dem Trend der Nachhaltigkeit entstanden ist, ist die Einführung neuer Siegel. Dazu gehören auch Illustrationen, die wie Siegel scheinen, aber nur Teil der Verpackung sind. Die neuen Siegel und Bilder suggerieren den Konsumentinnen und Konsumenten, dass die Produkte und Dienstleistungen geprüft sind. Auch von Unternehmen gegründete Siegel weisen Produkte als ökologisch, grün und umweltfreundlich aus. Deshalb ist es nötig, Siegel zu hinterfragen und zu prüfen, ob eine unabhängige Stelle die Standards in den Betrieben gewährleistet. Unabhängig geprüfte Siegel sind zum Beispiel der Grüne Knopf oder der Blaue Engel. Außerdem gibt es eine Orientierung zu allen geprüften Siegeln hier beim nachhaltigen Warenkorb oder bei Siegelklarheit und labelonline.
Besonders nachhaltig: Weniger kaufen
Verbraucherinnen und Verbraucher schützen sich vor Greenwashing am besten durch einen kritischen Blick auf Werbung, Dienstleistungen und Produkte. Wer bewusste Kaufentscheidungen trifft und insgesamt weniger kauft, konsumiert am nachhaltigsten.