Kleinvieh macht auch Mist!
Sie wollen Strom sparen? Dann sollten Sie erst mal Ihren Verbrauch kennen.
Wie das geht, erklärt Boris Demrovski. Er leitet das Kampagnenbüro des bundesweiten Stromspiegels für Deutschland bei der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online .
Der Nachhaltige Warenkorb: Inwieweit ist der eigene Stromverbrauch politisch?
Demrovski: Im Alltag spielt die Politik beim Stromverbrauch sicherlich keine Rolle. Da geht es für die Haushalte erst mal darum, die Wäsche sauber zu bekommen, oder das Licht anzuschalten, wenn es dunkel wird. Sprechen wir aber darüber, wie Haushalte durch Energieeffizienz den Stromverbrauch und ihre Stromkosten reduzieren können und ob sie Ökostrom beziehen sollten, dann sind wir mittendrin in der politischen Diskussion zur Energiewende . Denn Strom ist – neben Verkehr und Wärme – einer der drei zentralen Bereiche der Energiewende, für die sich die Bundesregierung klare Ziele gesetzt hat. Zu den Zielen zählt beispielsweise der Wechsel von fossilen Energieträgern wie Öl und Gas zu erneuerbaren Energien wie Wind- und Sonnenenergie und das Reduzieren der Treibhausgasemissionen bis 2050 um mindestens 80 Prozent . Für private Haushalte sind dabei Energieeffizienz und erneuerbare Energien die wichtigsten Hebel, um einen Teil zum Erreichen der Ziele der Energiewende beizutragen. So gesehen ist der eigene Stromverbrauch dann auch politisch.
Welches ist der größte Stromfresser in einem typischen Haushalt und wie spart man hier ein?
Demrovski: Hier gilt das Motto: Kleinvieh macht auch Mist! Denn mehr als ein Viertel des Stromverbrauchs in einem durchschnittlichen Haushalt entfällt auf TV, Audio und Informationstechnik; genau genommen 27 Prozent. Dazu zählen Laptop, Smartphones, Tablets und Router. Viele Geräte, wie beispielsweise Fernseher, sind mit den Jahren zwar effizienter geworden, dafür aber auch viel größer – und wir haben bis zu zehn Geräte mehr als noch vor zehn Jahren im Haushalt. Hier lohnt es sich also, unnötige Stromfresser immer vom Netz zu trennen , wenn sie nicht gebraucht werden. Moderne WLAN-Verstärker oder Router lassen sich beispielsweise so einstellen, dass sie über Nacht aus sind. Viele smarte TV-Geräte können, ähnlich wie Wasch- und Geschirrspülmaschinen, in einem Energiesparprogramm betrieben werden. Beim Kauf eines Laptops sollte man auf Label für energiesparende Geräte achten: Blauer Engel , TCO oder Energy Star . Zweitgrößter Posten beim Stromverbrauch im Haushalt sind mit 17 Prozent übrigens Kühl- und Gefriergeräte . Vor allem der Austausch älterer Geräte kann sich schnell rechnen – und erst recht das Abschalten von Zweitgeräten im Keller.
Viele von uns sehen nur jährlich einmal mit der Ablesung den eigenen Stromverbrauch – gibt es Wege mehr Einblick zu bekommen?
Demrovski: Den eigenen Verbrauch zu kennen, ist der erste Schritt. Als nächstes ist es wichtig zu wissen, ob mein Haushalt zu viel Strom verbraucht und sich hier Sparpotenzial verbirgt. Dabei hilft kostenlos und unabhängig der bundesweite Stromspiegel, den auch Verbraucherzentralen und Energiedienstleister bei der Beratung von Haushalten einsetzen. Der Vergleich geht online besonders einfach: Auf dem Informationsportal www.stromspiegel.de finden Verbraucherinnen und Verbraucher den interaktiven und kostenlosen Ratgeber StromCheck. Anhand der eigenen Stromrechnung vergleicht dieser den Stromverbrauch mit ähnlichen Haushalten und ermittelt das persönliche Sparpotenzial. Am Ende erhält der Nutzer noch Tipps, wo er gleich mit dem Sparen anfangen kann. Wer seinen Stromverbrauch genauer unter die Lupe nehmen möchte, sollte einen Blick auf das Energiesparkonto und die iOS- und Android-App „EnergieCheck “ werfen. Hier lassen sich je nach Lust und Laune täglich, wöchentlich oder monatlich Zählerstände von Strom-, Heiz- und Wasserzähler eintragen. Dank übersichtlicher und leicht verständlicher Schaubilder und Tabellen behalten Nutzer so auch über Jahre ihren Verbrauch im Auge. Damit haben sie die Kosten besser im Griff und können auch defekte Geräte und drohende Nachzahlungen früher erkennen.
Über den Stromspiegel: Mit dem Stromspiegel können Haushalte ihren Stromverbrauch leicht mit dem ähnlicher Haushalte vergleichen und in eine von sieben Kategorien einordnen. Der Stromspiegel ist das Ergebnis eines breiten gesellschaftlichen Bündnisses von Verbraucherorganisationen, Forschungseinrichtungen, Energieagenturen und Wirtschaftsverbänden. Gemeinsam wollen sie die Energieeffizienz erhöhen und einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz leisten.