Kochboxen – eine nachhaltige Alternative?
In unserem letzten Artikel haben wir bereits über Lebensmittel-Lieferdienste berichtet und diese hinsichtlich verschiedener Aspekte der Nachhaltigkeit auf den Prüfstand gestellt. Hier finden Sie den Artikel. Nun wollen wir uns einer weiteren Angebotsform widmen, die in den letzten Jahren ebenfalls immer populärer wurde – den Kochboxen.
Zeitersparnis und Bequemlichkeit – damit locken die Anbieter*innen
Während wir uns bei Lebensmittel-Lieferdiensten gewissermaßen nur die Zeit an der Kasse und den Weg zum nächsten Ladengeschäft sparen, da wir den Einkauf quasi vom Smartphone von unterwegs erledigen, setzen Anbieter*innen von Kochboxen auf ein Rund-um-sorglos-Paket, bei dem wir keine Überlegungen über Zutaten, Rezepte oder die Mengen mehr anstellen müssen. Und genau das wird immer häufiger nachgefragt, denn wer möchte sich schon jeden Tag aufs Neue Gedanken machen was es am Abend zu essen gibt oder seine Freizeit vor Supermarktregalen und an Supermarktkassen verbringen? Zudem werben die Anbieter*innen in der Regel mit frischen Zutaten, gesunden und schmackhaften Rezepten – auf Wunsch sogar bio, vegan oder glutenfrei – und greifen damit aktuelle Ernährungsformen auf.
Nachfolgend wollen wir auch hier verschiedene Aspekte zusammentragen und diese hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit beleuchten:
Transportwege: Kochboxen werden in der Regel bis vor die Haustür geliefert. Insofern stellt sich auch hier die Frage, ob zusätzliche Transportwege entstehen und damit zusätzliches CO2 in die Atmosphäre emittiert wird. Viele Anbieter*innen werben damit, das genau das nicht der Fall wäre, da Sie die Lebensmittel direkt bei den Erzeuger*innen beziehen und somit kürzere Lieferketten garantieren. Es sollte hierbei unter den verschiedenen Anbieter*innen geprüft werden, woher die bezogenen Lebensmittel genau kommen und welche Umwege diese auf dem Weg bis zur eigenen Haustür auf sich nehmen.
Verpackungsmüll: Der Hauptunterschied im Vergleich zum Einkauf im Supermarkt, besteht in puncto Verpackungsmüll darin, dass die Lebensmittel von den Anbieter*innen vorab portioniert und in der Regel separat in den entsprechenden Mengen verpackt werden. Auch wenn die meisten Anbieter*innen mit recycelbaren Verpackungen werben, entsteht so, im Vergleich zum Kauf von Produkten in größeren Verpackungseinheiten, tendenziell mehr Verpackungsmüll. Auch die Kühlung von leicht verderblichen Lebensmitteln muss auf dem Transportweg gewährleistet sein. Hierzu kommen in der Regel Kühlpacks und Kühltaschen zum Einsatz. Hier ist potenziell auch ein zusätzliches Müllaufkommen zu erwarten. Einige Anbieter*innen bieten zumindest wiederverwendbare Kühlpacks oder Kühltaschen aus Papier an.
Lebensmittelverschwendung: Gemäß Zahlen des BMELs waren im Jahr 2020 die privaten Haushalte für den Großteil der Lebensmittelabfälle (59 Prozent) in Deutschland verantwortlich. Im Handel entstehen wiederum nur rund sieben Prozent der Lebensmittelabfälle. Durch die vorgegebenen, bereits portionierten Mengen in Kochboxen ist durchaus davon auszugehen, dass hier weniger Lebensmittel von den Konsument*innen weggeworfen werden.
Transparenz & Nachhaltige Produktaukswahl: Hinsichtlich der Nachverfolgbarkeit der Lebensmittel aus Kochboxen sind die verschiedenen Angebote als heterogen zu beurteilen. Häufig ist die Herkunft der Produkte aufgrund der neutralen Umverpackung nicht mehr nachzuvollziehen. Einige Anbieter*innen setzen dagegen bewusst auf Transparenz und werben mit besonders nachhaltigen Erzeuger*innen. Selbst regionale Kochboxen gibt es mittlerweile. Meist handelt es sich dabei um Zusammenschlüsse mehrerer regionaler Erzeuger*innen.
Bei der Produktauswahl ist man jedoch gewissermaßen beschränkt, da die Rezepte und Zutaten vorgegeben werden. Doch die meisten Anbieter*innen decken mittlerweile auch nachhaltigere Ernährungsformen ab und bieten beispielsweise Kochboxen für vegetarische oder vegane Ernährung an oder Kochboxen mit vorwiegend Bioprodukten. Insofern besteht meistens die Möglichkeit sich für eine nachhaltigere Alternative zu entscheiden.
Unser Fazit: Augen auf bei der Wahl des Angebots!
Auch bei Kochboxen stehen Bequemlichkeit und Zeitersparnis im Vordergrund. Sie machen das Angebot für Konsument*innen so verlockend. Auch wenn dies zunächst der Hauptvorteil ist, ist es gleichzeitig auch die größte Schwäche an den Kochboxen, denn man hat nur noch begrenzt Einfluss darauf, was letztendlich auf dem Teller landet. So kann man beispielsweise auf die Menge des Verpackungsmülls auch als Konsument*in großen Einfluss nehmen, in dem man einen eigenen Einkaufskorb nutzt, unverpacktes Obst und Gemüse einkauft, haltbare Lebensmittel in größeren Gebinden kauft oder auch mal beim Unverpackt-Laden einkauft.
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Angeboten. Umso wichtiger ist es, dass Sie das Angebot auch entsprechend prüfen. Achten Sie deshalb darauf, ob die oben genannten Kriterien bei den Anbieter*innen nachvollziehbar beziehungsweise transparent sind und prüfen Sie ob es nicht sogar auch regionale Angebote gibt.