Minimalismus – Alles raus?
Das Wort Minimalismus ist ein geflügelter Begriff in der Nachhaltigkeitscommunity. Aber was heißt er eigentlich und was bedeutet dieses Konzept für Gesellschaft und Planet? In unserem Themenschwerpunkt „Minimalismus“ beleuchten wir das Thema aus verschiedenen Blickrichtungen.
Was ist Minimalismus?
Der Begriff findet sich in verschiedensten Bereichen wieder. In der Kunst, der Architektur und der Musik beschreibt Minimalismus verschiedene Strömungen, bei denen sich aufs Wesentliche konzentriert wird. Dann gibt es noch den minimalistischen Lebensstil. Dabei geht es um eine bewusste Beschränkung auf das Nötigste und darum mit dem was man hat zufrieden zu sein. Bekannt wurde das Konzept in den letzten Jahren in der Popkultur durch Marie Kondo. Die Japanerin beschreibt in ihrem Buch und ihrer Netflix Serie, wie man seinen Haushalt erfolgreich aufräumt und sich von Unwesentlichem trennt.
Wie funktioniert ein minimalistischer Lebensstil?
Der erste Schritt beim Minimalismus ist das Ausmisten. Was besitzen Sie eigentlich und was ist davon essentiell? Ganz unter dem Motto: Aufräumen im Kopf und im Haushalt. Sich auf neue Gewohnheiten einzulassen bedarf Zeit und geht nicht über Nacht. Wie setzen Sie also einen minimalistischen Lebensstil um? Sie gehen Schritt für Schritt durch Ihren Haushalt und lassen überflüssige Besitztümer los. Ein guter Ort um zu starten ist zum Beispiel der Kleiderschrank. In unserem Themenschwerpunkt aus Februar lernen Sie, wie sie eine sogenannte „Capsule Wardrobe“ oder einen kuratierten Kleiderschrank aufbauen und so ihre Kleidung erfolgreich auf das Wesentliche reduzieren.
Wichtig beim Ausmisten auf dem Weg zum Minimalismus ist: nur Dinge loslassen, die wirklich überflüssig sind. Zum Beispiel sollte man die Bohrmaschine nicht weggeben, nur weil man sie lange nicht benutzt hat. Während des Aussortierens sollten Sie sich also genau Gedanken machen, was sie langfristig brauchen, auch wenn sie es nicht oft benutzen. Unbedingt zu vermeiden ist, Dinge nachkaufen zu müssen, weil man sie vorher aussortiert hat. Um den Haushalt von Überflüssigem zu befreien, gehen Sie durch die verschiedenen Bereiche und machen sich bewusst, was Sie überhaupt haben. Dann treffen Sie eine Entscheidung: brauche ich es noch? Kann es gespendet oder verkauft werden. Gegenstände, die Ihnen Freude bereiten, aber nicht unbedingt nützlich sind, können Sie auf alle Fälle behalten. Es geht darum, mit dem zufrieden und glücklich zu sein, was man hat und nicht ständig Neues kaufen zu müssen.
Was spricht für einem minimalistischen Lebensstil?
Teil der Sustainable Development Goals oder globalen Nachhaltigkeitsziele der UN, ist ein verantwortungsvolles wirtschaftliches Wachstum und ein nachhaltiger Konsum. Das heißt auch bewussterer und weniger Konsum. Denn die Auswirkungen der Wegwerfgesellschaft bekommen wir durch den Klimawandel direkt zu spüren. Nicht nur das Klima verändert sich, sondern auch in der Umwelt sind die Schäden zu sehen. Plastikverschmutzung der Meere, Verunreinigung von Wasserquellen und Zerstörung von wichtigen Ökosystemen sind nur einige der Probleme, die es durch den wachsenden Konsum in den letzten 100 Jahren gibt. Ein minimalistischer Lebensstil ist also ein Lösungsansatz für die Herausforderungen industrialisierter Gesellschaften.
Minimalismus ist ein „Luxusproblem“
Es gibt auch Kritik am minimalistischen Lebensstil, denn Lifestyle Minimalismus ist häufig inkonsequent und hinterfragt nicht die eigentlichen Probleme des Konsums und ist häufig losgelöst von Kapitalismuskritik. Deswegen wird Minimalismus auch manchmal als Luxusproblem gesehen. Denn nur Menschen, die viel haben, können sich von Unwesentlichem trennen. So haben Menschen mit einem höheren Einkommen einen höheren materiellen Fußabdruck. Das heißt die Menge an Rohstoffen, die für ihre Konsumgüter gebraucht wird, ist viel größer, als die Menge an Rohstoffen für Leute mit weniger Geld. Sie können auch weniger Anschaffen und so leben geringer Verdienende theoretisch minimalistischer in Deutschland.
Zufrieden durch das richtige Maß
Ein geflügeltes Wort in im Zusammenhang mit Ressourcenschutz, Minimalismus und der Konsumgesellschaft ist Suffizienz: Konsum im richtigen Maß und die Loslösung der typischen Konsummuster unter Berücksichtigung von Ressourcenschutz. Teil dieses Konzeptes ist auch Güter mehr zu teilen, also Carsharing und Bikesharing zu betreiben. Kaputte Geräte und Kleidungsstücke zu reparieren. Zum Beispiel gemeinsam in Repaircafés. Das spart nicht nur Geld, sondern bringt auch Menschen zusammen in den Austausch. Studien haben auch gezeigt, dass Menschen, die weniger Dinge besitzen tendenziell glücklicher sind.
Gastbeiträge zum Thema:
Odile Néri-Kaiser – Geschichten sind nachhaltig
Katharina Ebinger – Für das Recht nicht auf Kosten Anderer zu leben