Nachhaltig Wirtschaften
Gewinne maximieren auf Kosten von Klima und Umwelt? Das muss nicht sein! Wir stellen Wirtschaftsmodelle vor, die die Zukunft im Blick haben.
Von Tauschbörsen bis hin zu Energiegenossenschaften – vor allem im zivilgesellschaftlichen und lokalen Bereich setzen sich immer mehr Initiativen für ein ökologisches, sozial verträgliches Wirtschaften ein. Dass eine Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung, die auf Wachstum und Konsum um jeden Preis beruht, langfristig nicht tragbar ist, davon sind immer mehr Menschen überzeugt. Denn die Konsequenzen sind weithin bekannt: Gefährdung der Artenvielfalt auf unserem Planeten, Klimakrisen und ihre Folgen, Ausbeutung natürlicher Ressourcen und menschlicher Arbeitskraft. Was muss sich ändern? Ideen gibt es viele – für ein anderes Wirtschaften, das in ökologisch verträglichen Grenzen verläuft und sich am Wohlbefinden der Menschen orientiert, mit Chancen auf ein gutes Leben für alle. Wir stellen einige alternative Wirtschaftsmodelle vor und geben Praxistipps, was Verbraucher*innen heute schon ändern können.
Green Economy
Der Ansatz der Green Economy entstand bereits in den 1980er Jahren. Er beschreibt ein Wirtschaften, das soziale, ökologische und ökonomische Ziele miteinander verbindet. Ressourcen sollen so effizient wie möglich verwendet, Emissionen so weit wie möglich gesenkt und soziale Gerechtigkeit gefördert werden. Im Gegensatz zu anderen Ansätzen wird in der Green Economy (wirtschaftliches) Wachstum nicht ausgeschlossen. Der Wandel hin zu einer Green Economy erfordert eine weitreichende umweltverträgliche Modernisierung unseres Wirtschaftssystems. Dies umfasst neben der Reduktion von Ressourcenverbrauch und Emissionsraten zum Beispiel die nachhaltige Gestaltung von Produkten und Infrastrukturen. Weitere notwendige Veränderungen betreffen das Konsumverhalten sowie die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen und nicht zuletzt Fragen nach sinnvollen Finanzierungsmodellen. Ein Beispielskonzept für die Green Economy ist die Kreislaufwirtschaft, die Ressourcen schont und Müll reduziert, indem Produkte immer wieder recycelt werden.
Gemeinwohlökonomie
Der Ansatz der Gemeinwohlökonomie stammt aus dem Jahr 2010 und verspricht eine neue, gerechtere Form des Wirtschaftens. Unternehmen sollen ihren Erfolg am Beitrag zum Gemeinwohlprodukt messen, nicht an ihrem Einfluss auf das Bruttoinlandsprodukt. Indikatoren für das Gemeinwohlprodukt können Gesundheit, Bildung, sozialer Zusammenhalt, ökologische Stabilität, Sicherheit, subjektives Wohlbefinden und Teilhabe sein. Hierfür wird für jedes Unternehmen eine „Gemeinwohl-Bilanz“ erstellt: Neben Unternehmensgewinnen sollen in dieser auch Punkte für ökologisches Handeln, Solidarität, Wertschätzung, etc. vergeben und bewertet werden. Unternehmen werden also daraufhin geprüft, wie sinnvoll ihre Produkte und Dienstleistungen sind, wie ökologisch sie produzieren, vertreiben und entsorgen, unter welchen Bedingungen ihre Beschäftigten arbeiten und wie sie die Erträge verteilen. Nach außen hin wird die Bilanz über „Gemeinwohl-Ampeln“ sichtbar, die die Produkte von Unternehmen kennzeichnen. Verbraucher*innen können sich so bewusst für Unternehmen und Dienstleistungen entscheiden, die einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten. Um einen Anreiz für Unternehmen zu schaffen, sind positive Gemeinwohl-Bilanzen an bestimmte Vorteile verknüpft, zum Beispiel mit niedrigeren Steuern, Zöllen und Zinsen oder auch einen Vorrang beim öffentlichen Einkauf. Diese Vorteile können wiederum an Verbraucher*innen durch günstigere Preise weitergeben werden. Ethische Produkte und Dienstleistungen werden so günstiger als unethische.
Postwachstumsökonomie
Im Kontext der Postwachstumsökonomie gibt es viele verschiedene Ansätze und Konzepte – ihnen allen gemein ist die kritische Hinterfragung des Wachstums als treibender Faktor unseres Wirtschaftens. Ideen hierfür kamen schon in den 1960ern auf, heute sind es vor allem Vertreter*innen aus Zivilgesellschaft und Wissenschaft, die Postwachstumsideen voranbringen. Übergeordnete Ziele sind die Schaffung von Wohlstand ohne Wachstum, die Verbesserung der Lebensqualität, die Reduzierung von Ungleichheiten und die Schaffung sinnvoller Arbeitsplätze. Die wichtigste Voraussetzung, um diese Ziele zu erreichen, sieht die Postwachstumsbewegung in der Überwindung der derzeitigen Wachstumsabhängigkeit. Vorschläge, wie wir dorthin gelangen, gibt es viele: Lokale Wirtschaftskreisläufe ermöglichen und stärken, Steuern auf (ökologisch und sozial) unverträgliches Verhalten erhöhen und auf erwünschtes Handeln (z. B. Konsumreduzierung) senken, Arbeitszeiten verkürzen (hierbei können z. B. neue Technologien helfen), Arbeit gerechter verteilen und die Lebensqualität verbessern, Ressourcenverbrauch senken und (soziale) Versorgungs- und Sicherungssysteme vom Wachstum unabhängiger machen.
Konsumentscheidungen
Was können Verbraucher*innen tun, um an der Entwicklung mitzuwirken? In jedem Fall haben sie die Möglichkeit, durch ihre Konsumentscheidungen Unternehmen zu unterstützen, die ein nachhaltigeres Wirtschaften fördern. Außerdem können konkrete Alltagsentscheidungen einen Beitrag leisten. Zum Beispiel indem Sie sich Werkzeuge gemeinsam mit anderen in einer Offenen Werkstatt nutzen, Ihren Fleischkonsum aufgeben oder reduzieren, beim Kauf Ihrer Lebensmittel auf Regionalität achten, Kleidung nur dann kaufen, wenn Sie diese wirklich benötigen und dann auf Secondhand-Mode zurückgreifen oder lieber das Fahrrad als das Auto für kurze Strecken nutzen.
Engagiert euch!
Außerdem engagieren sich viele zivilgesellschaftliche Nachhaltigkeitsinitiativen zu dem Thema. Als Beispiel sind hierMenschen können dort gemeinsam etwas erreichen. Ausführliche Projektbeispiele finden sich im Ideenportal Werkzeugkasten des Wandels von RENN.süd. Weitere Möglichkeiten zum Engagement zu den Themen Postwachstum und Degrowth in Süddeutschland finden Interessierte auch auf der Website der Vernetzungsinitiative Wachstumswende.süd von RENN.süd.