Nachhaltigkeit und Digitalisierung: Feinde oder Freunde?
Nicht zuletzt hat die Corona-Krise gezeigt, wie dringend eine digitale Transformation in der deutschen Arbeitswelt und im Alltag für uns alle ist. Doch kann diese Transformation auch nachhaltig gelingen?
Der unsichtbare Ressourcenverbrauch
Blockchain, Streaming, das Internet: Digitale Technologien verbrauchen Energie und Ressourcen. Die Internetnutzung in Deutschland produzierte im Jahr 2019 so viel CO2 wie der gesamte Flugverkehr. Im Corona-Lockdown hat der Datenverkehr noch deutlich zugenommen. Insbesondere die beliebten Online-Clouds zur Datenspeicherung hinterlassen einen enormen CO2-Fußabdruck. Einer kanadischen Studie zufolge soll der Ressourcenverbrauch durch Smartphones, Datenzentren und andere Kommunikationssysteme im Jahr 2040 ein großes Problem für die Umwelt darstellen – schlimmer als Energieumwandlung, Verkehr und Industrie.
Nicht nur der unsichtbare Verbrauch ist allgegenwärtig, auch sichtbar werden Ressourcen verbraucht. Bei der Produktion von Smartphones, Laptops und Co. werden große Mengen an Emissionen ausgestoßen und Elektroschrott wird oft nicht richtig recycelt.
Wie geht nachhaltige Digitalisierung?
Digitalisierung kann – sofern richtig angewandt – auch zum Schutz von Natur und Umwelt eingesetzt werden. Digitalisierungstrends wie Automatisierung und künstliche Intelligenz können genutzt werden, um Umweltrisiken frühzeitig zu erkennen und Produktion sowie Lieferketten nachhaltiger zu gestalten. Mithilfe von Green IT werden Rechenzentren energieeffizienter und die Beschaffung von Hardware nachhaltiger. Das 5G-Mobilnetz verbraucht rund zwanzigmal weniger Energie als der alte 3G-Standard. Der digitale Wandel gilt daher auch als Hoffnungsträger für den Klimaschutz. Viele Forschende fordern allerdings eine internationale politische Regulierung des Online CO2-Verbrauchs und warnen vor einer unkontrollierten Expansion von Daten und neuen Technologien.
Tipps für Unternehmen
Das UBA entwickelt Umwelt- und Energiemanagementsysteme, mit denen Unternehmen und Organisationen einen Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften leisten können. Das „Eco Management and Audit Scheme“ (EMAS) – ein Gütesiegel der Europäischen Union – bietet mehr Kontrolle und Transparenz im Umweltmanagement. Dieses wird zunehmend durch digitale Tools unterstützt. Beispielsweise helfen Digitalisierungsmaßnahmen die Energie-, Wasser- und Materialverbräuche von Unternehmen zu reduzieren und mit der Blockchain-Technologie können Lieferketten transparent gemacht werden. Weitere Nachhaltigkeits-Tipps für Unternehmen umfassen die Reduktion von Papier- und CO2-Verbrauch durch hybrides Arbeiten sowie die Aufklärung von Mitarbeitenden durch digitale Fortbildungen zum Thema Nachhaltigkeit. Studien des Digitalverbands Bitkom haben gezeigt, dass Digitalisierung-Maßnahmen in Unternehmen den eigenen CO2-Ausstoß deutlich verringern.
Tipps für den Alltag
Auch zu Hause können Sie bereits auf Ihren digitalen Fußabdruck achten. Jede E-Mail produziert 0,7 Gramm CO2 und insgesamt schreiben wir rund eine Milliarde E-Mails pro Tag. Auch unser Streaming- und Downloadverhalten wirkt sich stark auf die Umweltbelastung aus. Reduzieren Sie daher beim Streaming die Videoqualität, schalten Sie Ihre Webcam öfter mal aus und verwenden Sie grüne Suchmaschinen. Auch ist es ratsam, Geräte vollständig auszuschalten. Das schont neben der Umwelt auch Ihren Geldbeutel. Denn Computer, Spielekonsolen und Fernseher im Standby-Modus verbrauchen viel Strom.
Um übermäßigen Elektroschrott zu vermeiden, überlegen Sie, ältere Handys und Tablets an Familie und Freunde weiterzureichen oder recyclen Sie es richtig: z.B. durch Rückgabe beim Händler oder Entsorgung im Recyclinghof in Ihrer Nähe. Das UBA rät dazu, Elektrogeräte schonend und lange zu nutzen und sie durch eine Hülle zu schützen. Auch ist es sparsamer, Geräte „refurbished“ – also gebraucht und aufbereitet – zu kaufen.