Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom
Unsere Frage des Monats: Gibt es Unterschiede beim Ökostrom, was die Auswirkungen auf die Umwelt betrifft?
„Atomkraft, nein danke“, „Raus aus der Kohle“, „Hambacher Forst muss bleiben!“ – Nicht erst seit gestern sind die Themen Energiewende und Ökostrom in aller Munde. Doch sind erneuerbare Energien wirklich ökologisch? In unserer Frage des Monats untersuchen wir, wo unser Strom herkommt und wie es um die Auswirkungen auf die Umwelt und die CO2-Bilanz von erneuerbaren Energien bestellt ist.
Von der Quelle in den Pool – vom Pool in die Steckdose
Deutschland ist Teil eines Stromverbundnetzes. Einzelne Stromerzeuger, sowohl erneuerbarer als auch konventioneller Energien (fossile Brennstoffe und Atomkraft), sind Quellen für Strom und speisen ihre Produktion in einen großen Pool ein, den Strommix. Aus diesem Pool wird das Stromnetz versorgt. Es ist in Deutschland aktuell nur in kleinen Pilotprojekten möglich, Strom direkt vom Erzeuger zu beziehen, sogenannte Inselnetze. Grundsätzlich wird Ökostrom also nicht mit separaten Leitungen in unsere Steckdosen gebracht.
Was versteht man unter Ökostrom?
In Deutschland gibt es bisher keine verbindliche Definition für den Begriff Ökostrom. Üblicherweise ist jedoch elektrische Energie gemeint, die aus umweltfreundlichen erneuerbaren Energiequellen stammt. Windenergie, Bioenergie, Solarenergie, Hydroenergie und Geothermie sind solche umweltfreundlichen Energiequellen, da sie erneuerbar sind und Treibhausgase vermeiden. Sie stellen eine klimafreundliche Alternative zu fossilen Energiequellen dar, die Energie durch Verbrennung erzeugen und dabei CO2 ausstoßen. Eine dieser umweltfreundlicheren Erzeugungstechniken allein könnte Deutschland jedoch nicht mit ausreichend Energie versorgen. Daher ist es bei erneuerbaren Energien wichtig, auf einen Mix verschiedener Techniken zu setzen.
Energiewende und die EEG-Umlage
Nicht jeder Ökostrom kommt von reinen Ökostromanbietern. Auch große Stromversorger, die ihr Kerngeschäft in der konventionellen Stromproduktion haben, betreiben nebenbei Ökostrom-Kraftwerke. Bezieht man als Verbraucher den Ökostrom von diesen Anbietern, treibt das die Energiewende weniger voran und ist eher ein Statement zur Energiewende, als ein aktiver Beitrag. Machen Sie daher keine Kompromisse und investieren Sie Ihr Geld in zertifizierten Ökostrom. Denn einen wirklichen Beitrag zu einer zukunftsfähigen Energieversorgung leisten nur die Stromversorger, die ihr Kerngeschäft im Bereich Ökostrom haben und daher den Neubau von Ökostrom-Kraftwerken vorantreiben.
Die EEG-Umlage ist ein gesetzlich vorgeschriebener Betrag pro Kilowattstunde Strom, die alle privaten Nutzerinnen und Nutzer zahlen, egal ob sie Ökostrom oder konventionellen Strom beziehen. Diese Einnahmen fließen in die Energiewende, um beispielsweise den Bau weiterer Ökostrom-Kraftwerke zu subventionieren.
Erneuerbare Energie und CO2
Ein durchschnittlicher Zwei-Personen-Haushalt produziert 1.175 kg CO2 durch die Nutzung von konventionellem Strom. Dieselbe Menge Ökostrom bedeutet lediglich 700 kg CO2 im Jahr. 2017 wurden im Stromsektor durch Ökostrom Emissionen in Höhe von 135 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten vermieden.
Genauer hingeschaut: Ein Windpark mit 80 Windrädern produziert während der vorgesehenen 25-jährigen Laufzeit 53 Millionen Megawattstunden Strom. Dabei hat die Anlage einen CO2-Ausstoß von sieben Gramm pro Kilowattstunde. Im Vergleich dazu belastet Energie aus fossilen Quellen das Klima mit durchschnittlich 865 Gramm pro Kilowattstunde. Der Windpark spart also über seine gesamte Lebenszeit 45 Millionen Tonnen CO2 ein.
Während ihrer Lebensdauer von mindestens 20 Jahren arbeitet eine Photovoltaikanlage (Solarenergie) nahezu emissionsfrei, weil bei der Umwandlung von Sonnenstrahlen in Strom keinerlei CO2 freigesetzt wird. Während sich mit fossilen Brennstoffen befeuerte Kraftwerke wegen ihres andauernden CO2-Ausstoßes energetisch und umwelttechnisch niemals amortisieren, holen Photovoltaikanlagen bei einer Lebensdauer von 20 Jahren mindestens achtmal so viel Energie herein, wie ihre Produktion verbraucht hat.
Bei erneuerbaren Energien ist es jedoch wichtig, auf den richtigen Mix zu setzen. Im großen Stil produzieren die einzelnen Techniken teilweise ebenfalls enorme Mengen an CO2. So ist Ökostrom aus Biomasse beispielsweise nur dann CO2-neutral, wenn dem Wald nicht mehr Holz entnommen wird, als gleichzeitig nachwächst. Dazu kommt, dass Wind- und Solarenergie wetterabhängig sind und daher nur Teil einer verlässlichen Stromversorgung sein können. Bezüglich Wasserkraft kommt eine Studie des UBA zu dem Schluss, dass das nutzbare Potenzial bereits jetzt (Stand 2019) weitestgehend ausgeschöpft ist.
Den richtigen Ökostromtarif finden – Siegel helfen bei der Orientierung
Unterm Strich ist Ökostrom grundsätzlich die beste Wahl. Bei der Auswahl des Ökostromtarifs ist jedoch Vorsicht geboten. Um den richtigen Anbieter zu finden, bieten hier die Siegel Grüner Strom und ok Power Orientierung. Sie garantieren Strom, der zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammt. Darüber hinaus werden strenge Anforderungen an die Umweltverträglichkeit der Anlagen zur Stromerzeugung gestellt. Ein fester Beitrag je Kilowattstunde fließt in den Ausbau erneuerbarer Energien und Energiewende-Projekte. Auch das Label ok Power des gemeinnützigen Vereins EnergieVision e.V. kennzeichnet Strom von Anbietern, die über die reine grüne Stromerzeugung hinaus einen zusätzlichen Beitrag zur Energiewende leisten.