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Was können Einzelne bewirken?

Ein Gastbeitrag von Dr. Laura Sprengler

Dr. Laura Spengler ist Umweltwissenschaftlerin und leitet im Umweltbundesamt eine Facheinheit, die schwerpunktmäßig zum nachhaltigen Konsum arbeitet und leitet im Umweltbundesamt das Fachgebiet III 1.1 „Übergreifende Aspekte des produktbezogenen Umweltschutzes, Nachhaltige Konsumstrukturen, Innovationsprogramm“.

Was kann der oder die Einzelne schon bewirken? Immer wieder wird bezweifelt, dass Verbraucher*innen die richtigen Akteure sind, um Klimaschutz voranzubringen. So schrieb Jürgen Dahl schon 1991 in seinem beißenden Essay „Zwölf Zylinder, schadstoffarm“: „Die Mahnung, dass Umweltschutz zu Hause anfange, entspricht dem Hinweis an einen Gefesselten, er habe doch immerhin die Möglichkeit, mit den Augenlidern zu klappern.“ Die einfache Schlussfolgerung lautet oft: Die Politik allein sei verantwortlich und in der Lage, durch ambitionierte Ziele und Regelungen für effektiven Umweltschutz zu sorgen.

Hier lassen sich drei Handlungsansätze unterscheiden: Erstens der klassische Weg, den eigenen Fußabdruck zu reduzieren. Hier ist es wichtig, vor allem besonders wirksame Handlungsoptionen umzusetzen, zum Beispiel Flüge zu vermeiden oder das Haus mit einer Wärmedämmung zu versehen (sogenannte „Big Points“), und sich nicht in sinnvollen, aber wenig wirksamen kleinen Schritten wie dem Einsparen einzelner Plastiktüten zu verlieren. Durch das Umsetzen mehrerer „Big Points“ lässt sich der eigene CO2-Fußabdruck halbieren. Nachhaltiger Konsum hat jedoch auch darüber hinaus vielfältige Wirkungen: Bürger*innen nehmen mit ihren Konsumentscheidungen wesentlichen Einfluss auf die Wirtschaft und können beispielsweise nachhaltigkeitsorientierte Unternehmen und die durch sie geschaffenen Arbeitsplätze stärken. Im Fall gut sichtbarer nachhaltiger Konsumentscheidungen können diese anderen als Beispiel dienen und es werden Signale für die Notwendigkeit geänderter Strukturen (z.B. für mehr Radwege) und für die Akzeptanz einer bestimmten Politik gesendet.

Zweitens kann man die verbleibenden Treibhausgasemissionen, die man bisher nicht einsparen kann, bei Anbietern zertifizierter Klimaschutzprojekte kompensieren. Und drittens können wir als soziale Wesen unseren sogenannten Handabdruck vergrößern, indem wir aktiv Einfluss auf andere nehmen – in der Schule, bei der Arbeit oder durch politisches Engagement – und so dazu beitragen, Strukturen zu verändern, sodass auch andere sich nachhaltig verhalten.

Aus diesen drei Handlungsansätzen kann jede*r den eigenen Möglichkeiten entsprechend Schwerpunkte setzen und so dazu beitragen, dass auch andere Akteure – Politik und Wirtschaft – sich mehr für Klimaschutz und für Strukturen, die nachhaltigen Konsum erleichtern, einsetzen.


Zwei weitere Gastbeiträge zum Thema:

Teil des System – Inga Thao My Bui

Zusammen ist man weniger allein – Dr. Viola Muster